Gemeinsam schlemmen verbindet
95 Jugendliche im Alter von 15 bis 20 Jahren aus 19 Nationen sind im vergangenen Jahr in fünf Vabo-Klassen unterrichtet worden. Im Mittelpunkt des Unterrichts stand die deutsche Sprache, um damit eine Grundlage für die Jugendlichen in Deutschland zu schaffen. „Während einige Geflüchtete und Migranten in ihren Heimatländern bereits viele Jahre eine Schule besucht oder einen Abschluss hatten, waren andere viele Jahre auf der Flucht oder stammen aus Ländern, in denen seit vielen Jahren Krieg, Terror und Gewalt herrschen und deshalb nie oder nur kurz eine Schule besucht hatten“, erklärt Verena Gallmann. Sie ist eine der Lehrerinnen in der Gewerbeschule, die die jungen Leute in den Vabo-Klassen unterrichten.
Aus diesem Grund sind die Klassen in verschiedene Leistungsstufen unterteilt. „In der Vabo-Klasse 1 geht es vordergründig um Schreiben, Lesen und Rechnen“, erklärt die Lehrerin weiter. In den höheren Vabo-Klassen besteht bereits die Möglichkeit, die Sprachniveaus A1 und B1 zu erreichen. „Doch im Vabo geht es nicht nur darum, den Jugendlichen in kleinen Lerngruppen möglichst viel Deutsch zu lernen, sondern es ist auch wichtig, dass sie ein Umfeld haben, das es ihnen ermöglicht, in Deutschland anzukommen, Sicherheit zu finden und zur Ruhe zu kommen“, fügt Lehrerin Sarah Reiser an. Eine nicht immer leichte Aufgabe, „wenn man bedenkt, was viele von ihnen erleben mussten und womit sie auch nach ihrer Ankunft in Deutschland belastet sind“, wie sie erklärt. In Gesprächen erzählen die Jugendlichen von ihrer Flucht zu Fuß oder in einem Boot, von Bombenangriffen und dem Verlust von Familienangehörigen.
Immer noch kommen viele unbegleitete Minderjährige nach Deutschland. In Zusammenarbeit mit den Schulsozialarbeitern der Gewerbeschule, nicht nur im Unterricht, sondern auch bei vielfältigen Kooperationen und außerschulischen Veranstaltungen, soll ihnen das Ankommen erleichtert und ein Stück Normalität ermöglicht werden. „Es ist eine Bereicherung, Kontakt zu Menschen mit so unterschiedlichem Hintergrund zu haben, was auch uns ermöglicht, immer wieder Neues zu lernen und den eigenen Horizont zu erweitern“, sind sich die Lehrerinnen einig. Besonders schön seien die Offenheit der Schüler und die Dankbarkeit, die man immer wieder von ihnen erfahre. „Eine wichtige Bestätigung erhalten wir, wenn wir uns am Ende eines Schuljahres mit Jugendlichen unterhalten können, die noch zu Beginn des Schuljahres kein Wort Deutsch verstanden haben“, sagen sie.
Bei der Zeugnisübergabe erhielten neun Schüler außerdem ein Lob für besonders gute Leistungen. „Besonders beeindruckend sind die Leistungen, wenn man bedenkt, unter welchen Umständen die Jugendlichen und ihre Familien immer noch leben“, betont Gallmann. Viele Familien leben auch nach Monaten und Jahren noch auf engstem Raum und ohne Privatsphäre und Ruhe in Gemeinschaftsunterkünften. Während einige Absolventen im kommenden Schuljahr an verschiedenen Schulen die Ausbildungsvorbereitung besuchen, um dort einen Hauptschulabschluss zu machen, lernen andere weiter Deutsch. „Und viele weitere werden hinzukommen“, sagt die Lehrerin. Deshalb wird es auch im kommenden Schuljahr wieder fünf Vabo-Klassen an der Gewerbeschule in Bad Säckingen geben.
Die Schüler
Im vergangenen Jahr haben 95 Schüler aus 19 Nationen die fünf Vabo-Klassen (Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen) in der Gewerbeschule in Bad Säckingen besucht. Sie stammen aus Syrien, der Ukraine, Afghanistan, der Türkei, Albanien, dem Irak, Nordmazedonien, Burundi, Chile, Russland, Somalia, Griechenland, dem Iran, Italien, Jordanien, Kasachstan, dem Kosovo, Lettland und Rumänien.
Südkurier